Wie wirksam sind die empfohlenen Schutzmaßnahmen?
An Arbeitsplätzen der Nanomaterial-Herstellung und -Verarbeitung können die Beschäftigten mit möglicherweise schädigenden Nanomaterialien wiederholt in Kontakt kommen.
Daher setzen Betriebe, die Nanomaterialien herstellen oder verarbeiten - nach dem Vorbild der chemischen und pharmazeutischen Industrie - zum Schutz der Beschäftigten technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen ein. Hierzu zählen z. B. die Kapselung der Produktions- und Bearbeitungsmaschinen, die Verwendung von Absaugungen, Raumluftanlagen und von Filtern, sowie auch die Verwendung von Schutz- und Arbeitskleidung, von Schutzhandschuhen, Schutzbrillen und von Atemschutzgeräten.
Die Wirksamkeit solcher technischer Schutzmaßnahmen auch gegenüber Nanopartikeln und Nano-Aerosolen ist durch eine Reihe von Untersuchungen grundsätzlich bestätigt worden. Nicht ausreichend geklärt ist bisher, ob Nanopartikel (vor allem als Bestandteil von wässrigen Lösungen) intakte Hautoberflächen durchdringen können.
Allerdings haben Studien über die gesundheitlichen Risiken durch Nanopartikel gezeigt, dass sich Nano-Aerosole in mehrfacher Hinsicht anders verhalten als herkömmliche Stäube:
- Sie sind nahezu unsichtbar, und selbst eine hohe Konzentration von 1 g Nano-Al2O3 /m3 ist optisch nicht wahrnehmbar;
- sie bleiben als Schwebstoffe in der Luft, ohne sich abzusetzen;
- Sie verbreiten sich leicht - ähnlich wie Gase - auch über größere Distanzen und bewegen sich auch gegen die Schwerkraft.
- Zwar werden bei Einhaltung der empfohlenen Schutzmaßnahmen Nano-Aerosole wirksam zurückgehalten; es ist jedoch ohne spezielle Messgeräte kaum möglich, dies zu überprüfen.
Untersuchungen weisen auf weitere Probleme hin:
- Es fehlt oft an ausreichenden Informationen, ob und welche Nanomaterialien in Produkten enthalten sind.
- Es fehlen zuverlässige Angaben zu Gesundheits- und Brandgefahren.
Im Sinne des Vorsorgeprinzips sind die gängigen Schutzmaßnahmen auch gegen Nanomaterialien wirksam.
Details und Ergänzungen
Die Wirksamkeit der vorgeschlagenen technischen Barrieren (wie: Luft- und Atemfilter, Schutzkleidung, Handschuhe) wird grundsätzlich durch mehrere Untersuchungen bestätigt.
Die Kernaussagen dieser Untersuchungen sind:
- Die aus Fasern (Glasfasern oder Zellulose) aufgebauten Filter erweisen sich für Nanopartikel sogar als weitaus wirksamer als für größere Partikel (100 - ca. 300 nm), denn wegen der höheren Beweglichkeit der Nanopartikel kommt es vermehrt zu Kollisionen mit Filterfasern, an denen sie hängen bleiben.
- Auch elektrostatische Filter - wie sie oft der Reinigung der Luft an Arbeitsplätzen dienen - sind wirksam gegen Nanopartikel.
- Bei der Verwendung von Atemschutzmasken liegt das größte Risiko für das Eindringen von Nanopartikeln in der ungenügenden Dichtigkeit zwischen Maske und Gesicht.
- Als Material für Schutzbekleidung sind Baumwollstoffe und solche aus Polypropylen nur mit Einschränkungen geeignet - weitaus besser schützen papiervliesartige Faser-Textilien aus Polyethylen (z.B. Tyvek®) vor einer Durchdringung von Nanopartikeln.
- Handschuhe aus unterschiedlichen Materialien (Nitrile, Vinyl, Latex, Neopren) werden an Chemie-Arbeitsplätzen verwendet - und sie alle sind geeignet, vor Belastungen durch Nanopartikel zu schützen.
- Die Porosität von Neopren- und Vinyl-Handschuhen ist besonders gering und daher sollten diese für den Umgang mit Nanopartikeln in flüssigen Medien bevorzugt verwendet werden.