Produktdatenbanken
Nachdem Produkte mit Nanomaterialien – mit Ausnahme von Kosmetikprodukten (siehe Rubrik "Regelungen zu Kosmetika") - nicht verpflichtend gekennzeichnet werden müssen und auch nicht speziell registriert werden, ist nicht bekannt, wie viele Produkte es am Markt tatsächlich gibt.
Im Internet wurden in Vergangenheit von manchen Institutionen, Umwelt- und Verbraucherorganisationen Online-Datenbanken und Verzeichnisse angeboten, in denen "Nano-Produkte" aufgelistet wurden. Allerdings boten diese nur einen wenig verlässlichen Überblick über die tatsächliche Marktsituation, da sich die Betreiber solcher Datenbanken ausschließlich auf Herstellerangaben verlassen mussten, die nicht überprüft werden konnten. Produkte, die nicht mit "nano" beworben wurden oder bei denen keine Angaben über verwendete Nanomaterialien gemacht werden, konnten in solchen Datenbanken auch nicht erfasst werden. Außerdem enthielten diese Datenbanken vermutlich auch eine Reihe von "Nano-Produkten", die gar nichts mit Nanotechnologie zu tun hatten oder solche, die längst schon wieder aus den Regalen verschwunden waren. Deshalb sind die meisten dieser Datenbanken bereits nicht mehr verfügbar.
Nano-Konsumprodukte in Österreich
Im Rahmen des Projekts "NanoTrust" des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung wurden von Ende 2007 bis Mai 2010 Recherchen über "Nano-Produkte" am österreichischen Markt durchgeführt und dabei rund 500 Produkte aus den verschiedensten Bereichen erfasst. Aber auch bei diesen Erhebungen waren vor allem ungeprüfte Herstellerangaben die Grundlage. Die Ergebnisse der Recherchen bis April 2009 wurden im NanoTrust Dossiers Nr. 009 (April 2009) zusammengefasst.
Aktualisierung und Adaptierung der NanoTrust-Datenbank 2014
Recherchen zwischen März und Juli 2014 zeigten, dass fast die Hälfte der "Nano-Produkte" in der ITA-Datenbank (siehe oben) nicht mehr am Markt erhältlich ist. Das betrifft vor allem Textilien aus dem Sport- und Outdoorbereich. Weitere 91 Produkte gibt es zwar nach wie vor zu kaufen, werden aber nicht mehr mit "nano" beworben.
In einigen Branchen hat ein kritischeres Kaufverhalten der KonsumentInnen offenbar dazu geführt, dass auf Produktbezeichnungen oder Werbung mit dem Schlagwort "nano" verzichtet wird. Rund 300 neue "Nano-Produkte" konnten in österreichischen Handelsgeschäften oder in Online-Shops im Internet gefunden werden, sodass sich die Gesamtzahl der in der Datenbank eingetragenen "Nano-Produkte" faktisch nicht verändert hat. Eine stetige Zunahme an "Nano-Produkten" am Markt, wie manchmal propagiert wird, konnte also nicht festgestellt werden.
Der österreichische Markt für "Nano-Produkte" hat sich in den letzten Jahren auch hinsichtlich der Zusammensetzung der Produktpalette kaum verändert. Nur bei den Kosmetika konnten 2014 wesentlich mehr Produkte recherchiert werden. Das liegt allerdings nicht daran, dass so viele neue Produkte auf den Markt gekommen wären, sondern weil es für diese Produktgruppe seit Juli 2013 eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für bestimmte Nanomaterialien gibt. Bei anderen Produkten, etwa Reinigungsmittel, Farben, Lacke, Autozubehör, Textilien oder Imprägnierungsmittel, gibt es solche Kennzeichnungspflichten nicht, sodass sowohl KonsumentInnen als auch Behörden nach wie vor auf die freiwilligen Angaben der Hersteller angewiesen sind, ob diese Produkte Nanomaterialien enthalten und um welche es sich dabei handelt.
Bei rund 60% der in die Datenbank eingetragenen Produkte wurde ein Nanomaterial genannt. Bei den restlichen 40% wird zwar mit "nano" geworben, aber die Hersteller machen keine Angaben, ob ein Produkt ein Nanomaterial enthält, oder in welcher Form der Bezug zur Nanotechnologie hergestellt wird. Insgesamt wurden von den Herstellern mehr als 30 verschiedene Nanomaterialien genannt. Das am häufigsten von den Herstellern angegebene Nanomaterial ist Titandioxid, das etwa in Oberflächenbeschichtungen, aber vor allem als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln eingesetzt wird, und dort deklariert werden muss.
Die gesetzliche Kennzeichnungspflicht von Nanomaterialien in kosmetischen Mitteln ist ein wichtiger Schritt im Interesse der KonsumentInnen und liefert die bislang verlässlichsten Informationen zu in Produkten eingesetzten Nanomaterialien.